Tagesschau – kurz erklärt

Die Sendung mit der Maus hat ein Geschwisterchen bekommen: Die Tagesschau veröffentlicht jetzt Erklärvideos unter dem Titel Kurz erklärt. Eine Sammlung von Videoclips dieser Reihe findet sich hier.

Einige dieser Clips sind so herzallerliebst, daß ich sie meiner hochgeschätzten Leserschaft nicht vorenthalten möchte.

Inhalt

Die dunkle Seite des Exports

Geradezu göttlich ist der Beitrag Die dunkle Seite des Exports. Sebastian Kisters erfreut uns da mit so bahnbrechenden Einsichten wie: "Wir verlieren Geld!"

Deutschland hätte Maschinen und Autos und dergl.  in andere Länder exportiert, echte Werte - für 2.5 Billionen Euro, zurück bekomme es “Geld”, und das sei flüchtig, und da fehlen auf einmal 1 Billion Euro.

Ja, wohin sind die entschwunden, möchte man meinen? Oh, da seien Kredite ausgefallen, das sind aber auch schlimme Finger diese Kreditnehmer, man sollte die dringend auf Bonität prüfen. Und da hätten ausländische Unternehmen deutsche Waren nicht bezahlt. Ja Heilandsack! Was sind denn das für Unterrrrrrrrrrrnehmen, die TOITSCHE Waaaaaaaarrrrrrren nicht bezahlen! Unterrrrrrrrrrrr IHHHHMM hätte es sowas nicht gegeben!

 

 

Na immerhin kommt Kisters auf den Trichter, daß das “Geld” nicht auf Konten oder in Tresoren herumliege. Nun hat Kisters in Bochum (wäre ich nie drauf gekommen, daß der Mann aus dem Ruhrgebiet stammt....) Geographie und Sozialwissenschaften studiert. Kaufmännische Buchführung ist offenbar nicht dran gewesen. Wobei der Gedanke, daß Geld auf Konten liege, gar nicht mal ganzfalsch ist. Nur verbirgt sich hinter einem “Konto” im allgemeinen kein Tresor mit Goldstücken oder mit Geldscheinen.

“Geld” bezeichnet immer eine Forderung. (Landläufig und für Oma Klawuttke die Forderung einer Nichtbank an eine Bank.) Wenn nun KMW Panzer an Saudi Arabien liefert (nicht, daß die das jetzt wirklich tun würden,....) schreibt KMW eine Rechnung an die saudische Regierung und bittet darum, die Panzer zu bezahlen. Und dazu hat die saudische Regierung grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder, wenn KMW sich darauf einläßt, liefert die saudische Regierung an KMW Waren und Leistungen im Wert der Panzer  – dann haben die Saudis ihrerseits Forderungen an KMW und idealerweise hebt sich das ganze auf. Oder die Sauids zahlen mit Geld – also einem gezogenen Wechsel, wobei es der Sache dienlich wäre, wenn die bezogene Bank von KMW akzeptiert würde. (Bei den Geldscheinen, mit denen Oma Klawuttke ihre Rente kriegt, ist dies die EZB, für diese Geldscheine herrscht Annahmezwang, oder für Oma Klawuttke: “Kopp zumachen.”.)

Da ich nicht weiß, was die saudische Regierung hier hätte, was für KMW von Wert wäre, wäre das jetzt VW würde man vielleicht eine Bauchtanztruppe für den VW Betriebsrat auftreten lassen, man erwies sich da in der Vergangenheit als durchaus flexibel, wird eher die zweite Variante in Frage kommen, und damit stellt sich die Frage: Wenn die saudische Regierung in Geld zahlen will, woher hat sie dieses? Und diese Frage stellt sich bei jedem Geschäft. Wenn der Empfänger einer Ware oder Leistung mit Geld zahlt, woher hat er dieses?

Und an dieser Stelle kommen wir doch genau zum entscheidenden Punkt: Der Warenempfänger wird seinerseits Waren und Leistungen verkaufen müssen, um an Geld zu kommen. Letztlich ist ein Geschäft mit Geld immer ein Dreiecks – oder Kreisgeschäft, also im Kern ein Kompensatationsgeschäft bei dem Geld lediglich als Verrechnungsvehikel dient. Und da es hier beim Außenhandel aus der “deutschen Innenperspektive” nur die Sektoren Inland und Ausland gibt, kann das Ausland nur auf eine Weise zu Geld kommen: es muß Waren bzw.  Leistungen an das Inland, also an uns, verkaufen. Umgehrt müssen wir diese natürlich auch ankaufen, sonst kriegt das Ausland kein Geld.

 

Kurz und auf den Punkt: Wenn wir fortwährend mehr ans Ausland verkaufen als wir einkaufen, hat das Ausland kein Geld, um Waren bzw.  Leistungen zu bezahlen, und die exportierenden Unternehmen können ihre Forderungen nicht beitreiben und gehen früher oder später pleite.

Wenn sich die exportierenden Unternehmen zur Vorfinanzierung ihrer Geschäfte Geld von einer Bank geliehen haben, ist dies nur ein Weiterschieben des “Schwarzen Peter”. Insbesondere bei Rüstungsgeschäften werden Banken nicht leichtfertig in die Vorlage gehen, sie werden geeignete Bürgschaften, bei Rüstungsgeschäften bevorzugt Bundesbürgschaften, verlangen, und damit ist klar, wer im Zweifel den deutschen Exportüberschuss zahlt: Der Steuerzahler.

Verdienen tun wir daran also nichts, wir ziehen dem Steuerzahler das Geld aus der Tasche.

 

Vor allem aber: Wenn die Forderungen gegen das Ausland, die wiur in unseren Bilanzen verbuchen (und das tun wir, der Aktivposten wird bei der Fakturierung verbucht, das Inkasso kommt danach) nicht beitreiben können, und das liegt nicht am ach so fürchterlichen Ausland sondern daran, daß wir da Wunschzahlen verbuchen und streng genommen Bilanzfälschung betreiben, dann sind die nicht beitreibbar. Punkt. Ob es dann die Firma ist, die pleite geht und ihre Mitarbeiter in Hartz IV schickt, oder ob es eine Bank ist, die pleite geht und an Bargeldautomaten bzw.  Kassen nichts mehr auszahlt, kann uns dann egal seín. Oma Klawuttkes Sparbuch ist dann weg, Heinz-Werner Kowalsky aus Bottrop ist dann arbeitslos – na, und Susanne Klatten möchte ihre neue Handtasche für 5000,- € in der angesagten Boutique auf der Frankfurter Zeil vielleicht mit ihrer Amex Gold bezahlen – und kriegt vom eilig herbeigerufenen Geschäftsführer mit wortreichem Bedauern mitgeteilt, daß das angefragte Clearingunternehmen für die Transaktion leider die Genehmigung verweigert.

 

Die allfällige Frage, wieso das denn früher geklappt hätte, ist einfach zu beantworten: Es hat nie geklappt. Kein Land der Welt kann “Geld aus dem Nichts erschaffen” (allen Verschwörungsthorien zum Trotz), Geld kriegt ein Land nur, indem es etwas verkauft – und zwar an uns. (Das können z.B.  von uns akzeptierte Zahlungsmittel wie US Dollar sein, das sind dann auf die Fed gezogene Wechsel.) Wohin es führt, wenn das ganze nicht funktioniert, sehen wir an Griechenland – wenn da kein Wunder geschieht, bleibt denen nichts anderes übrig, als, um es sehr zynisch zu sagen, ihre Rentner zu schlachten und als Büchsenfleisch zu verkaufen. Und selbst das würde Griechenland nichts nützen, wenn niemand dazu bereit ist, dieses Büchsenfleich in € zu bezahlen.

Nun wird gerne vorgeschlagen, wir sollten in Deutschland die Löhne erhöhen, das würde unsere Produkte verteuern und den Exportüberschuss abbauen. Dies würde das Problem ohne Frage abmikdern, nur kann Deutschland nicht dabei stehen bleiben, weniger zu exportieren, Deutschland muß auch mehr importieren. Es geht daher bei Lohnerhöhungen nicht nur darum, die Binnennachfrage nach deutschen Produkten zu erhöhen, es muß auch die Nachfrage nach Importwaren gestärkt werden. Das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StabG) vom 8. Juni 1967 sah ausdrücklich ausgeglichene Außenhandelsbilanzen vor. Hier muß sich Deutschlands Politik fundamental ändern. Statt etwa deutsche Billigprodukte für den Export gar noch zu subventionieren, wären im Zweifel sogar Exportzölle angezeigt, wenn sich das Problem nicht anders lösen lässt. Wobei mit diesen Exportzöllen Importe zu subventionieren wären.

Zwei Videohinweise sind hier wichtig. Zunächst ein Video über den Wiederaufstieg der deutschen Rüstungsindustrie nach dem WK II.

 

 

Und dann Christoph Webers Doku über das Wirtschaftswunder.

 

 

Als Ergänzung hier ein klassischer Beitrag zum Merkantilismus.

 

 

In der Zusammenschau wird deutlich, daß Deutschland sich mit dem Rüstungsexport nach dem WK II eine goldene Nase verdient hat und darüber hinaus das Rüstungsgeschäft der Einstieg in Deutschlands Geschichte als Exportnation darstellt. Heute mag die Rüstungsindustrie nicht mehr die dominierende Expprtbranche sein – aber das Rüstungsgeschäft war der Einstieg in Deutschlands beispiellose Exportdominanz und damit auch verbunden seine beispiellose Exportabhängigkeit.

Eben lese ich, daß selbst die Nachdenkseiten in das Getröte mit der Binnennachfrage einstimmen: “Exportüberschuss: Wir brauchen mehr Binnennachfrage!”

Da frage ich mich, ob wir in Deutschland nur ökonomische Vollidioten haben, oder ob wir keine Statistik lesen können: die verlinkte weist für Deutschland eine Exporquote am BIP von 46,9% aus. Von unseren etwa 3,1 Billionen € BIP werden etwa 1,4 Billionen € im Export verdient. Oder anders: Von jedem € der in Deutschland verdient wird, werden 46 Cent im Export verdient.

Und wir haben jetzt schon ein unlösbares Überproduktionsproblem, darum kriegen wir in Deutschland auch keine Leute in Lohn und Brot: Der Markt, und zwar der Weltmarkt!, ist dermaßen übersättigt (und ich blende jetzt das Bild verhungernder Kinder im Sudan mal aus, um diese Kinder satt zu machen, brauchen wir die Produktion nicht im geringsten hochzufahren, allein mit dem, was wir an Nahrungsmitteln WEGSCHMEISSEN kriegen wir die fünfmal satt), daß unsere Industrie gar nicht mehr weiß, an wen sie ihr ganzes Gelump überhaupt noch verkaufen soll.

Überdies geht es auch nicht um die Frage, ob man etwas verkaufen kann, es geht darum, ob man es teuer verkaufen kann. Wir schmeißen - nicht nur - Nahrungsmittel doch nicht weg, weil sie niemand konsumiert. Wir schmeißen Güter weg, um eine künstliche Knäppe zu erzeugen, um so die Preise hochzutreiben.

Das Kapital braucht das Ausland NUR UND AUSSCHLIESSLICH als Absatzmarkt für unsere Überproduktion, das war auch nach dem WK II der Grund für den Marshallplan. Da ist in den USA nicht über Nacht die Nächstenliebe ausgebrochen. Die Wirtschaft hatte sich aus der Krise der dreißiger Jahre übererholt, jetzt kamen auch noch die paar GIs nach Hause und suchten Arbeit (sorry, aber mich nervt das Narrativ, die USA hätten uns vom Heizbaren erlöst, den WK II hat die Rote Armee gewonnen, daß sich die USA mit deren Federn schmückt, ist einfach Geschichtsfälschung) - und nun brauchten die USA einfach Abnehmer für ihren ganzen Mist.

Wir haben als gelehrige Schüler den amerikanischen Turbokapitalismus brav übernommen - und nun glaubt Heinz-Walter Kowalsky aus Bottrop, er erwürde mit seinen Steuern den pöhsen Hartzern die Stütze zahlen.

Gar nichts tut er. Das hungernde Kind im Sudan, genauer: die Warlords, die unser Gelump kaufen, zahlen beides. Für den Hartzer die Stütze - und für Heinz Walter Kowalksy das Reihenhaus.

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Zwei-Klassen-Internet dank Turbo-Daten?

 

 

Ich beschränke mich bei diesem unsäglichen Thema mal auf drei Links, einmal Wikipedia, dann auf den Heise Verlag, der ist für das Klientel der “EDV Experten” so in etwa das, was für den Rest der Republik die Bertelsmann-Stiftung und der Axel Springer Verlag zusammen genommen, in etwa vergleichbar ist der dort publizierte Schwachsinn auch zu werten.

Wer es lieber mit Linsen und Spätzle möchte, kann sich auch ein Video von Ingo Arzt anschauen.

 

 

Nun, der gute Ingo hat zwar angeblich Elektrotechnik studiert, aber ich frage lieber nicht nach dem Vertiefungsfach. Datentechnik war es wohl kaum, sonst würde er nicht so einen unsäglichen Stuss von sichz geben.

Und woher Stephan Ebmeyer im ersten Video den Schwachsinn hat, alle Pakete sollten auf der “Datenautobahn” gleich schnell laufen, frage ich lieber nicht. Das steht nirgends, schon gar nicht in irgend einem Vertrag. Erfunden wurde der Begriff Netzneutralität offenbar von einem gewissen Tim Wu, der Mann ist Jurist und hat, wie die meisten solchen, von Informatik keine Ahnung. (Dieses Vorurteil bestätigte Chan-jo Jun unlängst eindrücklich in seinem epochalen Rechtsstreit mit Facebook.)

Die Aussage, alle Pakete sollten auf der “Datenautobahn”, was immer das sein soll, gleich schnell laufen oder gleich behandelt werden, ist weder technisch sinnvoll noch umsetzbar. Hier sei nur angemerkt, daß u.a.  Sprachdaten und Nichtsprachdaten aus technischen Gründen, nicht gleich behandelt werden können, bei Sprachdaten sind zeitliche Randbedingungen zu beachten, deren Verletzung Sprache völlig unverständlich machen kann, beim Herunterladen einer Webseite entfallen diese.

Um es mit einer einfachen Analogie zu bringen, die auch der gute Ingo versteht: Wenn der gute Ingo auf der A8 zwischen Stuttgart und Ulm im Stau steht, gilt auch für ihn die Straßenverkehrsordnung, und zu dieser gehört, daß im Zweifel für Rettungskräfte eine Rettungsgasse gebildet werden muß. Und ganz genau so, wie man Einsatzfahrzeuge mit Sonderrechten im Straßenverkehr ausstattet, ist es auch bei paketvermittelten Netzen erforderlich, Pakete bisweilen unterschiedlich zu behandeln. Ein zweites ist, und da ist für den Anwender das wichtigere, daß ich gemeinschaftlich genutzte Ressourcen nach anteiliger Nutzung bezahle. Das ist in jedem Wohnhaus klar, daß die Mietpreise etwa nach Quadratmeter Wohnfläche gerechnet werden, folglich kostet eine Wohnumg mit 200 qm Wohnfläche mehr Miete als als eine mit 20 qm. Und daß ich als Betreiber einer Datenfernleitung mit, beispielsweise, 10 Gigabit pro Sekunde diese an mehrere Kunden, die sich diese aufteilen, vermiete, und dann ein Kunde, der 1 Gigabit pro Sekunde nutzen darf, einen höheren Preis zahlt als einer, der nur 1 Megabit pro Sekunde nutzt, sollte sich eínem halbwegs verstandesbegabtem Menschen mit überschaubarem Aufwand erschließen.

Es hat um dieses Thema viel Wind gegeben. Die folgende Linkliste ist nur ein kleiner Auszug aus dem ganzen Theater.

Hier wurde mit dem Begriff “Netzneutralität” ein ähnlich schwachsinniger Kampfbegriff aufgebaut wie mit “Allopathie” oder “Chemtrails”, und so etwas kommt beim Publikum auch immer gut an wie Petitionen für Schönes Wetter, 2000 € für jeden und täglich und steuerfrei oder schlicht Freibier für alle. Am Ende ist das ganze ein ählicher Blödsinn wie Indiana's Squared Circle und es macht nur unsagbar viel Arbeit, einen solchen Schwachsinn abzuwehren. Ich denke, es ist angebracht, bei solchem Mist von Demokratiemißbrauch oder deutlicher von Demokratieverschmutzung zu sprechen. Oder, um es (u.a.) mit Franz Josef Strauß zu sagen: “vox populi vox Rindvieh.”

 

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Die Bedeutung der Arbeitslosenstatistik

 

 

Demian von Osten übt sich in systemkonformem Geplärre. Das tut weh, denn vieles von dem, was er richtig sagt, geht im Beitrag dadurch unter. Es wird zwar klar, daß die Berechnung der Arbeitslosenzahl in den letzten Jahrzehnten 17 mal geändert worden sei, ebenso, daß die Zahl jedesmal gesunken sei – nur was diese ach so bedeutungsschwangere “Arbeitslosenzahl” nun überhaupt sein soll, das ist überhaupt nicht klar.

Deutlich wir das an den 1-Euro Jobbern, die als “unterbeschäftigt” gelten: Ein 1-Euro Job ist keine Erwerbstätigkeit. Juristisch nennen sich diese Dinger “Arbeitsgelegenheit” der Beschäftigte erhält hier kein Arbeitsentgelt. Er darf arbeiten – und da ihm dadurch ein “Mehraufwand” entsteht, etwa durch den Verschleiß von Kleidung, erhält er dafür eine “Mehraufwandsendschädigung”. Mit den 1-Euro Jobs ist in Deutschland unbezahlte Arbeit eingeführt worden, sofern diese einem Arbeitslosen auch noch zwangsverordnet werden, sind wir damit endgültig in der Sklaverei angekommen.

Was an diesem ganzen statistischen Quatsch überhaupt nicht dargestellt wird, ist die Zahl der Arbeitslosen im Verhältnis zur Zahl der offenen Stellen.

Hier verweise ich auf die vom Arbeitsamt ausgewiesene Statistik, und die meldet etwa für März 2017 eine Zahl von 2.662.000 Arbeitslosen und demgegenüber eine Zahl von 692.000 offenen Stellen. Das sind dann 3,9 Arbeitslose pro offener Stelle. Zwar gibt das Amt auch dafür eine hübsche Kurve an. Aber abgesehen von der simplen Einsicht, daß es schon ganz platt mehrere Arbeitslose pro offener Stelle gibt, es können also gar nicht alle Arbeitslosen eine Arbeit finden, so sehr sie sich auch bemühen, wird schon gar nicht erkennbar, ob ein Erwerbstätiger von seiner Arbeit leben kann. Ebensowenig wird klar, wieviel Arbeitsplätze eine Erwerbstätiger überhaupt hat – wir begegnen heute zunehmend dem Phänomen, daß ein Erwerbstätiger mehre Arbeitsplätze hat, etwa einen als Fabrikarbeiter, dann eine bezahlte Tätigkeit als Hausmeister und zusätzlich trägt er noch Zeitungen und Prospekte aus, da hat ein Arbeitnehmer drei Arbeitsstellen.

Wenn sich also ein Arbeitsloser dem Füllhorn von immerhin ganzen 0,25 freien Stellen gegenüber sieht, nützt ihm das herzlich wenig, wenn er allein 3 Stellen davoin braucht, um überhaupt leben zu können.

 

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Warum kommt Griechenland nicht auf die Beine?

 

 

Nun hat uns Sebastian Kisters unlängst schon über die Dunkle Seite des Exports aufgeklärt, nun fällt er über das Griechenlandthema her.

Das Steigerlied summend denke ich mir: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, entsteht endlich die Lösung für Griechenland.

So ab Sekunde 30 frönt Kisters dem Gott des Wachstums. “Wenn eine Volkswirtschaft schwächer wird, kann sie die Schulden schlechter tragen.” Also das ist dann schon langsam die Orgasmusschaukel von Frau Kächele und Frau Peters.

Offenbar ist wieder mal nicht klar, daß a) Geld über Kredite in Umlauf gebraucht wird und b), das ist hier das wesentliche, Verbindlichkeiten Griechenlands gegenüber (aus griechischer Sicht) ausländischen Gläubingern zu bedienen sind. Und für die ist das Wirtschaftswachstum per se völlig uninteressant. Für die Frage, ob Griechenland Auslandsschulden abtragen kann oder nicht, ist es nicht wichtig, wie hoch das griechische BIP ist.

Die Frage ist, wieviel Griechenland exportiert.

Und Griechenlands Exporte liegen nicht an Griechenland allein: Es muß jemand Waren aus Griechenland importieren. Und da steht Griechenland als Anbieter von Waren in direktem Wettbewerb zu Ländern wie Deutschland, deren oberstes Credo die Wettbewerbsfähigkeit ist: Alle Länder sollen soviel kaufen wie möglich - aber bitte aus Deutschland. Und da wir in der Tat eine höhere Produktivität als Griechenland haben, ist Griechenland dagegen machtlos.

Aus dem Inlandsumsatz kann Griechenland keine Auslangsschulden bezahlen, es sei denn, es veräußert Substanz. Also so, wie Hartz IV Empfänger zu Geld kommen, indem sie ihre Möbel verkaufen.

Doktores Merkel und Schäuble begreifen dies nicht. Würden die mit Hartzern so umgehen wie mit Griechenland, müssten Hartzer in Deutschland ihre Organe verkaufen, um leben zu dürfen.

Hätte Sebastian Kisters diesen Sachverhalt begriffen, wäre ihm sein letzter Satz im Hals stecken geblieben. Ja, Deutschland scheißt Griechenland mit Rüstungsgütern zu, wohlwissend, daß Griechenland diesen Mist a) nicht braucht und b) nicht bezahlen kann.

Gleichzeitig kann ich in Athen deutsche Butter kaufen - weil unser subventionierter Exportmist dort im Laden billiger ist als der einheimische. (Das macht Deutschland mit allen Handelspartnern so, nicht nur mit Griechenland.)

Was wir hier sehen ist, um es mit Sebastian Kisters selber zu sagen, die “Dunkle Seite unseres Exports”.

 

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